grenzwärtig / borderline
Performance Görlitz / Zgorzelec
Im Rahmen von STRE!FEN und PAS am 15.08.20
Foto Monika Deimling
Kamera Robert Barta
Ich stehe auf der Brücke zwischen Görlitz und Zgorzelec. Mein Standpunkt wird durch ein Viereck aus Tape auf dem Boden markiert. Ich versuche, Passant*innen in das Viereck zu bekommen. Ich deute also auf jemanden und zeige dann langsam auf das Viereck unter mir.
Nachdem es mir gelingt, eine Person in das Feld zu bekommen, markiere ich ein weiteres Feld. Ich versuche so im Laufe der Zeit eine Grenze aus Personen zu errichten.
Die Performance verselbständigt sich. Die Personen in den Grenzfeldern fangen an, ebenfalls weitere Personen in die Felder zu bekommen, um selbst wieder aus der Markierung heraustreten zu können. So wird die Grenze lebendig, fließend, lebhaft und wechselt zwischen stabil und instabil.
I stand on the bridge between Görlitz in Germany and Zgorzelec in Poland. My position is marked by a square made of tape on the ground. I try to get passers-by to join me inside the square, so I point to someone and then slowly point to the square below me. Once I’ve managed to get someone into the square, I mark out another square. I gradually try to create a frontier consisting of people.
The performance takes on a life of its own. The people in the squares on the border also start trying to get other people into the squares so that they can leave the frontier. The international border becomes alive, fluid, and lively as it alternates between stable and unstable.
männer oder frauen
Aktion Campo San Tomà Venedig / Venice 2014
Kamera: Notburga Karl
Ich schreibe auf den Boden an einer Weggabelung „solo uomo“ (nur Männer).
Ich schreibe auf die andere Seite „solo donna“ (nur Frauen).
Ich schreibe auf zwei Türen im Hintergrund das gleiche.
Ich bitte Männer nur den einen und Frauen nur den anderen Weg zu gehen. Dafür muss sich das eine oder andere Paar trennen.
I write “solo uomo” (men only) on the ground at a fork in the road.
On the other side I write “solo donna” (women only).
I write the same thing on two doors in the background.
I ask men to only go one way and women to only go the other way. This requires some couples having to separate.
ohne koffer / without a suitcase
Aktion, Stadtraum Venedig, Ponte Duodo o Barbarigo, San Marco, San Polo 4/5.7.2014
Foto: Katja Pratschke
Ich komme ohne Koffer in Venedig an. Ich brauche Kleider, Unterwäsche, Zahnbürste und Kamm.
Mit Schild stelle ich mich auf eine Brücke, an die Piazza San Marco und vor die Kirche San Polo. Ich bekomme 13,42 Euro, Duschgel vom Hausmeister und T-Shirt und Haarbürste von der Assistentin der Direktorin. Mit dem Geld kaufe ich eine Unterhose, Zahnbürste und Zahnpasta.
I arrive in Venice without a suitcase. I need clothes, underwear, a toothbrush, and a comb. I stand on a bridge between the San Marco and San Polo districts holding a sign. I receive €13.42, shower gel from the janitor, and a T-shirt and a hairbrush from the director’s assistant. I use the money to buy underwear, a toothbrush, and toothpaste.
being happy (loud version)
Performance „Vähäx Valottaa“ Bebob Einkaufszentrum, Pori, Finnland 2011
Kamera: Toni Lehtola
Foto: Jukka Kostet
Ich bewege mich unauffällig im Einkaufszentrum. Von Zeit zu Zeit jauchze ich, springe in die Luft und freue mich, indem ich mit Leuten im Kreis hüpfe.
Als ich die Arbeit nachmittags wiederhole, spricht mich die Security an, was ich hier tue. Auf meine Antwort „I am showing that I am happy“ erwiedert sie „You are not allowed to” daraufhin darf die Performance nicht mehr stattfinden.
Für die angekündigte Performance zwei Tage später überlege ich mir nun eine stille Version.
I move around a shopping mall unobtrusively. From time to time, I cheer, jump up in the air, and enjoy myself by skipping in circles with people.
When I repeat this performance in the afternoon, security guards ask what I’m doing there. When I reply: “I’m showing that I’m happy,” they reply: “You’re not allowed to.” I’m not allowed to continue the performance.
For the performance scheduled two days later, I decide to develop a silent version.
being happy (quiet version)
Performance Bebob Einkaufszentrum, Pori, Finnland 2011
Kamera: Toni Lehtola
Foto: Anne Salmela, Toni Lehtola
Ich bewege mich unauffällig im Einkaufszentrum. Von Zeit zu Zeit lächle ich Leute an und versuche zu zeigen, dass ich glücklich bin.
Die Performance ist eine Reaktion auf das Verbot, die Arbeit „being happy (loud version)“ durchzuführen.
I move around a mall unobtrusively. From time to time, I smile at people and try to show them that I’m happy.
The performance is a reaction to the ban on “Being happy (loud version)”
öffentliche Toilette / public toilet
6-tägige Aktion, Hacking the City, Museum Folkwang Essen 26-31.8.2010
Kamera: Patrick Presch, Bert de Leenheer
Foto Bert de Leenheer, Patrick Presch/ Laura Hindelang
Ich bin sechs Tage lang mit meiner Tochter im Tragetuch und meiner eigenen Toilette in Essen unterwegs und benutze diese öffentlich.
I spend six days in Essen carrying my baby daughter in a sling as well as my own camping toilet. I use the toilet in public.
gegen den Strom / against the tide
Intervention Metrostation Chatelet, Paris 2007
Kamera: Eva Keil
Ich befinde mich auf den Gängen der Metro Station Chatelet in Paris.
Ich gehe gegen den Strom, laufe den Leuten in den Weg, stelle mich ihnen in den Weg.
Die Leute reagieren teilweise sehr aggresiv. Ein Mann zerstört meine Kamera.
I am in the corridors of the Chatelet metro station in Paris. I try to go in the opposite direction to everyone else, walk into people, and get in their way. Some people react very aggressively, and one man even destroys my camera.
lächeln ll / smile ll
Performance „Lebensfreude“ Luitpold Lounge, München 2005
Kamera Caroline Kiemle
Ich stehe auf der Straße, vor dem Ausstellungsraum und forme sowohl Besucher*innen als auch Passant*innen mit meinen Fingern ein Lächeln ins Gesicht.
I stand on the street outside the exhibition venue and use my fingers to form a smile on the faces of both visitors and passers-by.
mitfahrgelegenheit / lift
Aktion /action Marktkauf Lemgo 2004
Kamera Kristina Herz
Ich springe auf dem Marktkaufgelände in den Einkaufswagen einer Kund*in und frage:
„Darf ich mitfahren?“ Bei positiver Antwort begleite ich die jeweilige Person im Einkaufswagen sitzend bei ihrem Einkauf und teile mir mit dem Produkten den Wagen. Ich unterhalte mich mit dieser über Einkäufe und andere Dinge und lasse mich danach wieder an den Ausgangspunkt zurückbringen.
I jump into a customer’s shopping cart outside a supermarket and ask: “Can you give me a lift, please?” If they agree, I sit in the shopping cart while the customer does their shopping, sharing it with the groceries. I talk to the customer about shopping and other things, and ask them to push me back to my starting point.
wärmetausch / heat exchange
Performance Marktplatz Lemgo 2004
Kamera Lysann Rehberg
Ich stehe bei 0°C leicht bekleidet, also für die Jahreszeit (Dezember) völlig falsch angezogen, auf dem Marktplatz und fordere die Passant*innen auf: „Bitte wärmen Sie mich”.
Nach drei Minuten versucht eine Gruppe von drei Leuten mich zu wärmen. Nach vier Minuten gibt mir eine Frau warmen Tee. Nach sechs Minuten umhüllt mich eine andere mit einer Wärme-Schutzfolie. Nach sieben Minuten bringt eine Frau eine Decke und Socken.
It’s 0°C. By no means dressed warmly enough for the time of year (it’s December), I stand on the market square and call to passers-by: “Please warm me up.”
After three minutes, a group of three people tries to warm me. After four minutes, a woman gives me some hot tea. After six minutes, someone else wraps me in a space blanket. After seven minutes, a woman brings me a regular blanket and a pair of socks.
käuflich / sellable
Performance New York, 2004
Kamera: Ted Nordlander
Ich stelle mich an eine Straßenecke in New York und versuche meine Kleidung direkt vom Körper weg zu verkaufen.
Die meisten Leute reagieren angewidert. Ein paar Männer versuchen, es darauf anzulegen, mich nackt zu sehen, ziehen sich dann aber zurück, als sie feststellen, dass es mir ernst ist.
Am Ende habe ich mein T-Shirt, meine Socken, meinen Gürtel und mein Haarband verkauft.
I stand on a street corner in New York and try to sell the clothes I’m wearing. Most people react in disgust. A few men try to make a point of seeing me naked, but then back off when they realize I’m serious. I end up selling my T-shirt, socks, belt, and headband.
zeitraum / spacetime
Aktion / action, Los Angeles 2004
Kamera: Notburga Karl
Ich komme mit einem drei-Kammer-Wäscheei, falte es auf und steige hinein. Von dort aus spreche ich die Passant*innen auf der Straße an: „Do you like to sit with me?"
O.J., Floyd und Arthuro quetschen sich zu mir in das Wäscheei. Wir teilen Platz und Zeit.
I unfold a three-section pop-up laundry hamper and climb inside. I then ask passers-by on the street: “Would you like to sit with me?”
O.J., Floyd, and Arthuro squeeze into the laundry hamper with me. We share space and time.
wäscheei / laundry hamper
Aktion / action New York 2002
Kamera Notburga Karl
Ich komme mit meinem Wäscheei, falte es auf, stelle es neben eine Zeitungsbox oder andere, den Gehweg flankierenden Gegenstände und steige hinein. Von dort aus spreche ich die Passant*innen auf der Straße an: „Hello. How are You?”
Die Leute reagieren freundlich, wollen wissen was ich mache, wollen mir Geld geben, oder mich zum Essen einladen, wenn ich in drei Stunden immer noch da bin.
I turn up with my pop-up laundry hamper, unfold it, place it next to a newspaper box or other objects flanking the sidewalk, and climb inside. I then address passers-by: “Hello. How are you?”
People are very friendly when they react. They want to know what I’m doing, offer me money, and invite me to dinner when they see I’m still there three hours later.
freiraum - room for free
Aktion / action New York 2003
Kamera: Patrick Vikari
Ich versuche die Zeitungskästen New Yorks als Raum zu nutzen und steige in sie hinein. In den dritten Kasten passe ich komplett hinein, die Suche ist beendet.
I want to find out whether it’s possible to live in the newspaper boxes found in New York and try to climb into some. I fit completely inside the third box – my search is over.